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Was hat Führung mit Erziehung zu tun?

Was hat Führung mit Erziehung zu tun?

Mit Beginn der Pubertät funktioniert die klassische Erziehung nicht mehr, sagt Jesper Juul, der dänische Erziehungsexperte. Die unbedingte Kooperation des Kindes ist zu diesem Zeitpunkt beendet. Nun tritt die Beziehung in den Vordergrund, in der die Eltern dem Jugendlichen menschlich auf Augenhöhe begegnen.

Gleiches gilt im Arbeitsleben, in dem wir es mit selbstverantwortlichen, jugendlichen und erwachsenen Menschen zu tun haben. Auch hier ist die Beziehung zwischen Mitarbeitern und Führungskraft ganz entscheidend für die Leistungserbringung und das Wohlbefinden im Arbeitskontext.

Als Chef sind Sie auf die freiwillige Kooperation ihrer Mitarbeiter angewiesen. Und es ist Ihre Aufgabe sich diese Kooperation zu „verdienen". Wie? Zwei Punkte sind dafür vor allem maßgeblich: (1) Machen Sie ungefragt den Sinn hinter einem gewünschten Ergebnis klar. Ein „das muss nun mal so sein" genügt nicht. (2) Und setzen Sie auf ein Vertrauensverhältnis mit Ihren Mitarbeitern, das Meinungsverschiedenheiten ermöglicht und aushält. Seien Sie als Führungskraft, wie auch als Eltern, in Ihrer Haltung (Ihren Werten) einschätzbar und als Person greifbar. Laden Sie ihr Team zur Meinungsäußerung ein und setzen Sie sich ehrlich damit auseinander. Das schafft Vertrauen in der Beziehung und auch für Sie Nähe zur Realität.

Hätte Martin Winterkorn so gehandelt, wäre der Abgas Skandal bei VW mit großer Wahrscheinlichkeit nicht passiert. Die VW-Techniker hatten schlicht nicht gewagt dem despotischen Konzernchef die Unmöglichkeit der Zielerreichung nahezubringen.

Aber kann eine Führungskraft denn nicht unbedingte Kooperation ihrer Mitarbeiter verlangen? Doch, im Krisenfall, wenn schnelle Reaktion gefragt ist, um Schaden abzuwenden. Dann haben die Mitarbeiter Ansagen des Chefs Folge zu leisten, ohne Diskussion. Erklärungen und Aufarbeitung folgen dann erst im Nachhinein.

In der täglichen Führungsarbeit geht es aber nicht um Erziehung der Mitarbeiter, nicht um unreflektierte Gefolgschaft. Die Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeiter ist wesentlich für gelungene Arbeitsergebnisse. Und genau wie als Elternteil liegt die Hauptverantwortung für eine vertrauensvolle Beziehung bei Ihnen.

Mit schönen Grüßen, Ihre Susanne Kaßner

Was hat Führung mit Erziehung zu tun?