connect + act
Impulse

Projektstatus: „Melone“ außen grün, innen rot - wenn Ehrlichkeit nicht gefragt ist

Projektstatus: „Melone“ außen grün, innen rot - wenn Ehrlichkeit nicht gefragt ist

Ein millionenschweres Projekt muss gestoppt werden, obwohl der, vier Wochen vorher an den Vorstand berichtete, Projektstatus noch „grün" war. Also eigentlich war es ein Status „Melone": außen grün, innen rot. Wie kann so etwas passieren? 

Letztes Wochenende habe ich mich mit anderen Coaches zum Austausch getroffen. Dabei haben wir den Fall eines Vorstandsteams betrachtet, das ambitionierte Unternehmensziele vorgibt und zugleich durch sein Verhalten die Umsetzung verhindert. Das gestoppte Projekt war nur ein Zeichen der Dysfunktion.

Die Managementebene darunter wusste, dass der Vorstand Schwierigkeiten nicht gerne hört, die Leistungsfähigkeit der Organisation überschätzt und auf Probleme mit erhöhtem Druck reagiert. Wie verhält man sich als Projektleiter also? Man "gibt dem Kaiser was er hören will" um nicht in Ungnade zu fallen. Nach außen hui und innen pfui. Das Versteckspiel beginnt und zieht vertuschende Folgeaktionen nach sich. 

Und was denkt der Vorstand, wie das passieren konnte? Sein naheliegender Rückschluss: die Ebene darunter hat das nicht im Griff und muss ausgetauscht werden. Das ist relativ leicht, aber zu oft nicht wirksam. Häufig dauert es nur eine kurze Weile, bis auch die Neuen gelernt haben, dass – unangenehme - Ehrlichkeit nicht erwünscht ist.

Wie sieht das in Ihrem Unternehme aus? Wieviel Ehrlichkeit gehört zur Unternehmenskultur? Was passiert, wenn Sie als Führungskraft oder auch als Elternteil Dinge höre, die Ihnen nicht gefallen, die nicht in Ihre Denkstruktur von Ursache und Wirkung passen? Wie flexibel sind Sie? Können Sie Ihre Meinung ändern? Können Sie einen Irrtum zugeben? Wie entspannt darf man Ihnen auch schlechte Nachrichten überbringen? Sind Sie bereit wirklich zuzuhören? Wollen Sie verstehen oder Schuldige finden?

Wie mutig sind Sie als Mitarbeiter oder als Freund eine ungeliebte Meinung mitzuteilen? Wie zeitnah tun Sie das? Wie nachvollziehbar können Sie Gründe für Abweichungen darlegen? Legen Sie nur das Problem dar oder haben Sie auch Ideen zur Lösung? Sind Sie bereit für Fehler einzustehen und daraus zu lernen? Wo übernehmen Sie Verantwortung, wo nicht?

Verständlicherweise gibt es Gegenwind, wenn wir die vermeintlich sichere Decke wegziehen, mit der der Chef sich zugedeckt hat. Aber Ehrlichkeit macht gelassen. Und ein gutes Gewissen ist in der Tat ein sanftes Ruhekissen (endlich kann der Projektleiter wieder schlafen). Es senkt nachhaltig den Stresspegel und macht gute Arbeit möglich.  So profitieren beide Seiten vom offenen Umgang miteinander. Melone als Projektstatus ist Mist – trauen Sie sich das zu sagen, was ist und was Sie bewegt - auch in kritischen Situationen. 

Mit vorweihnachtlichen Grüßen,
Ihre Susanne Kaßner

Ihre Gedanken und Anmerkungen interessieren mich.
Schreiben Sie mir gerne Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!!

 

Projektstatus: „Melone“ außen grün, innen rot - wenn Ehrlichkeit nicht gefragt ist